Isfahan

Isfahan

Im Sommersemester 1398 HS (= 2019 n. Chr.) war ich zu einer  Gastprofessur an  der  Isfahan University of Medical Science (IUMS) eingeladen (→ Iran). An der Faculty of Rehabilitation werden BA- und MA-Studiengänge in Physio-, Sprach- und Beschäftigungstherapie angeboten. Meine Lehrveranstaltungen waren außerdem geöffnet für Studierende in den BA- und MA- Studiengängen zu Medical Education, Child Psychiatry und Child Health Care. Auf Wunsch der IUMS sollten meine Lehrveranstaltungen den Zusammenhang von Behinderung, Migration, Schule und Rehabilitation thematisieren.   

In Isfahan leben mehr als 200.000 Geflüchtete vor allem aus Afghanistan. Sie wohnen konzentriert in zwei Stadtteilen, in denen es auch jeweils ein Health Care und ein Rehabilitation Center gibt, in  denen Studierenden der IUMS ihre Praktika absolvieren und dort mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert sein können: Sprachbarrieren, migrationsbedingte Erkrankungen, kulturelle Differenzen zu Gesundheit, Behinderung und Krankheit usw. Im Seminar haben wir uns mit internationalen Konzepten der Intercultural Rehabilitation und der Migration Medicine befasst. Ergänzt wurde dies durch Exkursionen in die beiden von Geflüchteten bewohnten Stadtteile, zu NGOs, die Gesundheits- und Bildungsangebote für Geflüchtete vorhalten, sowie intensive Hospitationen mit anschließenden Reflexionsgesprächen in den genannten Einrichtungen.    

Mit einer kleinen Gruppe von Masterstudierenden und einigen Kolleginnen und Kollegen der IUSM führten wir in der Stadt und Provinz Isfahan intensive empirische Explorationen zum Thema Stadtentwicklung, Barrierefreiheit und Inklusion sowie zur medizinischen und pädagogischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in erschwerten Lebenslagen (schwere Behinderungen, suchtkranke Jugendliche) durch. Wir konnten zahlreiche Gespräche mit Verantwortlichen der Stadtverwaltung und der Wohlfahrtsverbände führen sowie verschiedene staatliche Einrichtungen und NGO in Isfahan kennenlernen. Isfahan hat beispielsweise einen 90 Punkte umfassenden Plan  zur inklusiven Stadtentwicklung („Accessible City“) ausgearbeitet und setzt diesen auch zielstrebig um.  

Eine weitere Lehrveranstaltung widmete sich den Ansätzen der School Based Rehabilitation, die im Iran noch eher unbekannt sind. Es ging um Bildungskonzepte in der stationären Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der Kinderpsychiatrie und Kinderonkologie, weil dies für den Heilungsprozess der jungen Patientinnen und Patienten eine wichtige psychosoziale Ergänzung ist. Außerdem haben wir Möglichkeiten zur Vernetzung von Kliniken, Therapie- und Gesundheitseinrichtungen mit den Schulen in der ambulanten Behandlung, Nachsorge und Prävention erörtert. Solche Netzwerke gibt es auch im Iran.   

Der Gastaufenthalt wurde ergänzt durch Vorträge und Workshops an der University Shar-e-Kord, der Medical University Semnan sowie der Medical Science University Kashan. 

Die Betreuung meines Aufenthaltes durch das Präsidium, das International Office, die Faculty of Rehabilitation und das Guesthouse der IUMS waren zu allen Phasen der Einladung, Vorbereitung, Durchführung und des Abschlusses hervorragend. Gast zu sein an einer Hochschule, die als Islamische Universität definiert ist, war für mich eine außerordentliche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.  

Veröffentlichungen zu Isfahan
  • Isfahan Lectures. Behinderung, Inklusion, transnationale GerechtigkeitGeopolitische Widersprüche in der Internationalen Behinderungsforschung – am  Beispiel Deutschland und Iran. Hamburg: Argument Verlag 2021
  • Dialogues on Disability and Inclusion between Isfahan and Hamburg – First results gained in a research project within the DAAD program „Higher Education Dialogue with the Islamic world”. (Zusammen mit Sven Degenhardt, Amrollah Ebrahimi, Hamid Nasiri Dehsorkhi). Norderstedt: Books on Demand 2018. 
  • Arbeitende Kinder und Jugendliche in Isfahan. (Zusammen mit Zahra Boroumandfar). In: Ebrahimi, Amrollah; Hosseini, Sayed Mohsen; Meyer, Frauke; Schah Hosseini, Negin (Hrsg.): Perspektiven auf Inklusion in Isfahan und Hamburg. Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt „Dialoge zu Behinderung und Inklusion zwischen Isfahan und Hamburg“. Norderstedt: BOD 2020, S. 76-83; Version in Farsi: ebd., S. 62-67; englische Fassung: ebd., S. 216-222. 
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