León

León

Einige Gebäude der Universität in León sind in alten Kolonialgebäuden untergebracht. Das Foto ist in einem gewölbten, hell gestrichenen Bogengang aufgenommen, mit einem rot-weiß gemusterten Fliesenboden, dunklen Fensterrahmen aus Holz und schweren Lampen aus Eisen. An mehreren Holztischen sitzen Studierende in kleinen Gruppen zusammen.

Hamburg, die zweitgrößte Stadt Deutschlands, und León, die zweitgrößte Stadt  Nicaraguas, sind seit 1989 städtepartnerschaftlich verbunden. León, Kapitale des gleichnamigen Departamento in West-Nicaragua, erstreckt sich in einer Ebene zwischen der mittelamerikanischen Vulkankette und der Pazifik-Küste. Hier leben ca. 150.000 Menschen. Viele Hamburger Basisgruppen, insbesondere der Nicaragua Verein, hatten schon lange eine solche Städtepartnerschaft gefordert, anlässlich eines Staatsbesuches von Ernesto Cardenal (Theologe, Dichter und damals Kultusminister Nicaraguas) wurde sie schließlich vereinbart. 

 Von Hamburger Nichtregierungsorganisationen werden in  León Projekte zur Armutsbekämpfung, beruflichen Aus- und Weiterbildung, Verbesserung der Trinkwasser- und Elektrizitätsversorgung, Schutz der Umwelt und Förderung des Tourismus durchgeführt. Die jahrzehntelange Partnerschaft hat zu vielen persönlichen Begegnungen durch Jugendaustausch, Schulpartnerschaften und fachliche Zusammenarbeit (z. B. Lehrkräfte, Feuerwehr, Senioren Experten Service) geführt. In einem Austausch von Künstlerinnen und Künstlern wurden Wandmalprojekte in den beiden Städten realisiert, u.a. von Sönke Nissen-Knaack (→ Hamburger HungertuchLebensperspektiven). 

 Die Universidad Autónoma de Nicaragua (UNAN) in León ist die älteste Hochschule des Landes, 1812 gegründet. Etwa 6.000 Studierende sind in den Bereichen Human- und Zahnmedizin, Natur-, Rechts- und Erziehungswissenschaften eingeschrieben. Die studentische Nicaragua-Initiative der Universität Hamburg hat die UNAN viele Jahre unterstützt mit Maßnahmen zur Verbesserung der Bedingungen in den Wohnheimen für Studierende, z. B. Instandsetzung der sanitären Anlagen oder Anschaffung von Matratzen. Auch der Bau eines Pavillons auf dem Campusgelände wurde unterstützt, der Studierende die Möglichkeit geben soll, sich außerhalb ihrer Schlafsäle zum Lernen zu treffen. 

 Die Universität Hamburg ging 1992 eine offizielle Kooperation mit der UNAN ein. Die   Erziehungswissenschaft hat viele Jahre mit der Facultad de Educación in León ein Projekt zur Reform der Ausbildung im Lehramt für die Sekundarstufe mit dem Schwerpunkt naturwissenschaftlicher Unterricht durchgeführt, das Prof. Dr. Rolf Oberliesen aufgebaut hatte und ich dann von 1995 bis 2000 koordiniert habe. Jedes Jahr kamen Dozentinnen und Dozenten aus León nach Hamburg, um Workshops durchzuführen, Vorträge zu halten oder empirische Daten, beispielsweise für Masterarbeiten, zu erheben. Ähnliches machte das Hamburger Team in León. Etliche im Jugendaustausch oder in der Nicaragua-Initiative engagierte Studierende beteiligten sich ebenfalls an diesem wissenschaftlichen Austausch. 

 Durch meine Aufenthalte an der UNAN konnte ich mich auch mit der Alphabetisierung und Grundbildung in Nicaragua befassen, die nach der Revolution 1979 landesweit im Ansatz von Paulo Freire durchgeführt worden ist. Der langjährige Kulturminister Ernesto Cardenal (→ Befreiungspädagogik) verknüpfte die Literalisierungsarbeit mit kultur- und kunstpädagogischen Ansätzen. Ab 1980 entstanden mobile Kulturbrigaden, um die Alphabetisierungskampagnen zu unterstützen. So wurden Poesiewerkstätten (Talleres de Poesía) durchgeführt, in denen einfache Menschen, oftmals mit wenig formaler Schulbildung, Gedichte oder Geschichten verfassten. Ulrike Hanemann hat in ihrer (→) Dissertation die nachrevolutionäre Bildungsarbeit in Nicaragua minutiös rekonstruiert.  

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