Europäische Partnerschaften (2002-2019)
Die Europäische Union ermöglicht so genannte transnationale Entwicklungspartnerschaften, in denen NGO, Träger, Kommunen und Verbände, lokale, regionale oder nationale Institutionen, Berufsschulen und Universitäten aus mindestens drei verschiedenen Ländern (EU, EFTA, EU-Kandidatenstaaten) gemeinsam themen- und problembezogene Kooperationen durchführen können. Neben einem allgemeinen Erfahrungsaustausch zum gewählten Thema sind im Programmverlauf ziel- bzw. produktorientierte Produkte zu erarbeiten (z.B. transferierbare Konzepte, Empfehlungen, Tools).
Die Projektgruppen können parallel an der Entwicklung gleichartiger Produkte arbeiten und damit einen zielorientierten Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen betreiben, bereits vorhandene Lösungsansätze von einem Kontext auf einen anderen übertragen oder auch Produkte gemeinsam entwickeln, ein Modell, das unter Nutzung der jeweiligen Stärken durch Arbeitsteilung zwischen den transnationalen Partnern realisiert wird. Jedes Projektmitglied leistet hier einen eigenen spezifischen Beitrag zum gemeinsamen Lösungsansatz, und die verschiedenen Bausteine des innovativen Produkts werden untereinander ausgetauscht, so dass im Ergebnis ein gemeinsames Produkt entsteht.
Oft als ‚Projekt-Tourismus‘ belächelt, habe ich persönlich diese transnationalen europäischen Kooperationen, ohne diese romantisch verklären zu wollen, immer als sehr bereichernd erlebt. Im Verlauf von fast zwanzig Jahren durfte ich in acht Entwicklungspartnerschaften mitwirken und konnte Organisationen in 24 Städten bzw. 18 Ländern relativ gut kennenlernen (→ Download: Übersicht der europäischen Partnerschaften). Es waren Netzwerke zu meinen Forschungsthemen: Migration und Flucht, Integration in den Arbeitsmarkt von vulnerablen Gruppen, arbeitsweltbezogene Grundbildung. In diesen acht Partnerships war ich in unterschiedlichen Funktionen beteiligt: als Projektmitglied, Partnerschaftsleitung, Evaluation oder in der wissenschaftlichen Beratung oder Begleitung.
In einigen Studien habe ich alleine oder mit anderen zusammen solche Entwicklungspartnerschaften selbst zum Gegenstand der Untersuchung gemacht. Hauptziel der regionalen, sektoralen und transnationalen Vernetzungs- und Innovationsprozesse vieler solcher EU-Programme ist die Beseitigung von Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt, die ausgelösten Entwicklungen sollen sich primär in Verbesserungen der Qualifikationen der Arbeitskräfte und in Veränderungen der Qualifizierungs- und Arbeitsbedingungen niederschlagen.
Durch die Implementierung langfristiger Kooperationsbeziehungen sollen in der EU ökonomisches und soziales Kapital umverteilt und somit Ungleichheiten im Europäischen Raum abgebaut werden. Zur Überwindung von Ungleichheit durch Netzwerkbildung können solche transnationalen Kooperationen nur bedingt substanzielle Beiträge leisten. Doch als Lern- und Bildungsprojekte kann in der Zusammenarbeit kulturelles Kapital generiert und ausgetauscht werden; Entwicklungspartnerschaften regen an, europäisch denken und handeln zu lernen.
Download
Hier können Sie eine Übersicht der europäischen Partnerschaften in einer PDF Datei downloaden.