Arbeitsstelle für Pädagogische Praxisprojekte
Robert Bernhardt, Stefanie Rinck-Muhler und Joachim Schroeder (Hrsg.): Fördern will gelernt sein. Pädagogische Praxisprojekte – ein innovatives Element universitärer Ausbildung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt 2014.
Die Arbeitsstelle an der Goethe-Universität Frankfurt/Main verdankt ihre Gründung den wiederkehrenden Anfragen vieler Schulen an das Institut für Sonderpädagogik, ob denn nicht Studierende eine festgelegte Zeit lang spezifische Beobachtungs-, Förder- und Forschungsaufgaben übernehmen könnten, weil es den Lehrkräften im Alltag oftmals nicht möglich ist, dies selbst zu erledigen. Wir wollten nun aber nicht einfach nur die Studierenden als pädagogische „Aushilfskräfte“ vermitteln, sondern sahen die Chance, den künftigen Lehrkräften einen systematisch-reflexiven Erwerb der pädagogischen Handlungskompetenz Förderung anzubieten.
Eingebunden in die Studien- und Prüfungsordnung der Lehramtsausbildung haben wir Pädagogische Praxisprojekte konzipiert, die mit verbindlichen Seminar- und Begleitangeboten in einem eigenständigen Modul verankert sind. Um für eine beträchtliche Zahl von Studierenden ein solches Lehrangebot zu sichern, musste ein institutioneller Rahmen geschaffen werden, um die Anfragen der Schulen zu bündeln, passgenaue Projekte zu entwickeln und deren Durchführung zu organisieren. Deshalb haben wir 2004 die Arbeitsstelle gegründet, um Konzepte zu entwickeln, bei Stiftungen Mittel zu akquirieren und mit Schulen Kooperationsvereinbarungen für die konkrete Umsetzung zu schließen.
Durchschnittlich führt die Arbeitsstelle ein Dutzend Praxisprojekte durch, in denen etwa 120 Studierende ungefähr 500 Schülerinnen und Schüler fördern bzw. begleiten. Die Praxisprojekte reichen von klassischer Unterstützung im Lesen und Rechnen bis hin zur individuellen Begleitung, außerschulischen Bildungsangeboten und Hilfen im Alltag. Manche Praxisprojekte etablierten sich fest und wurden zu einem integralen Bestandteil des Angebots der Arbeitsstelle, andere hingegen waren von vornherein zeitlich begrenzt oder sie haben sich als wenig effektiv erwiesen und wurden deshalb nicht weitergeführt.
Die Arbeit in den Praxisprojekten ermöglicht es den Studierenden, den Blick auf die individuellen Lebenslagen und die Lern- bzw. Entwicklungsprozesse der Schülerinnen und Schüler zu schärfen, begründete Förderziele zu formulieren und darauf bezogene Lernarrangements zu entfalten. Die Schulen profitieren, denn aufgrund der zunehmenden Vielfalt ihrer Aufgaben sind sie auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. Indem die Studierenden auf ihre Förderarbeit fachlich vorbereitet und bei der Durchführung begleitet werden, kann die pädagogische Qualität der Förderung gesichert werden, und man kann zurecht von einer „Win-Win-Situation“ für die Studierenden und die Schulen sprechen.
Die Arbeitsstelle für Schulentwicklung und Projektbegleitung selbst konnte mit den Praxisprojekten im Laufe der Jahre ihre Expertise im Bereich „Förderung“ beträchtlich erweitern. Das Team setzt sich intensiv mit den Zielsetzungen, Inhalten, Methoden und Gütekriterien von Förderkonzepten auseinander, überprüft Fördermaterialien auf ihre Eignung und stellt diese in eine extra hierfür eingerichtet Lernwerkstatt ein, um sie den Studierenden und auch den Schulen in Fortbildungen zugänglich zu machen.
Im Zuge meiner Berufung habe ich die Arbeitsstelle 2004 zusammen mit Prof. Dr. Helga Deppe und Prof. Dr. Dieter Katzenbach gegründet und bis zu meinem Weggang 2011 geleitet. Stefanie Rinck-Muhler hatte viele Jahre die pädagogische Leitung inne, es folgte Dr. Robert Bernhardt. Die Einrichtung gibt es immer noch und heißt nun „Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung – Didaktische Werkstatt“.
Veröffentlichung zur Arbeitsstelle für Pädagogische Praxisprojekte
- Robert Bernhardt, Stefanie Rinck-Muhler und Joachim Schroeder (2014): Fördern will gelernt sein. Pädagogische Praxisprojekte – ein innovatives Element universitärer Ausbildung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.