Delhi

Delhi

Eines der Universitätsgebäude der University of Delhi in indo-arabischem Stil aus Lehmziegeln gebaut. Bogengänge im Erdgeschoss, überdachte Terrassen im ersten Stock, Flachdächer. Links ein hoher mehrstöckiger Turm mit einem offenen Treppenhaus, rechts ein schmaler Turm mit einem kleinen Kuppeldach. Davor ein großer gepflegter Rasen mit einigen Bäumen und Büschen.

In Frühjahr 1999 hielt ich mich auf Einladung der University of Delhi am Center for Science Education and Communication (CSRC) auf und hatte die Gelegenheit, mit den in der Gruppe School Mathematics Project zusammengeschlossenen Kolleginnen und Kollegen, vor allem Prof. Dr. Amitabh Mukherjee, Dr. Vijaya S. Varma und Prof. Rama Kant Agnihotri intensiv Fragen der Alltagsmathematik (Ethnomathematics) zu diskutieren. Während des Gastaufenthaltes wurden mehrere Vorträge und Workshops organisiert, außerdem konnte ich Dr. Sita Saraswati, Leiterin  der Nichtregierungsorganisation Eklavya in Bhopal (Madha Pradesh), Dr. M.K. Dewan und das Centre of Education „Vidja Bhawan“ in Udaipur (Rajasthan) sowie Prof. Dr. Parvin Sinclair, Indira Gandhi National Open University, New Delhi besuchen und mich über deren Arbeit in der Lehrerbildung informieren.  

Das School Mathematics Project ist ein interdisziplinär angelegtes Netzwerk, an dem Mitglieder mehrerer Fächer (Erziehungswissenschaft, Mathematik, Physik, Linguistik) beteiligt sind, um den Unterricht fächerverbindend und an pädagogischen Kriterien wie dem aktiven und entdeckenden Lernen oder der Durchführung von Experimenten zu gestalten. Nach Jahren der praktischen Erprobung und Entwicklung entsprechender Curricula wurde der Ansatz in einem Distrikt des  Bundesstaates Madha Pradesh flächendeckend an den öffentlichen Schulen eingeführt. Auch an fünf Schulen in der indischen Hauptstadt Delhi wird das Konzept umgesetzt. Die Projektgruppe erhält eine bescheidende finanzielle Unterstützung der Bundesregierung. 

Das Projekt knüpft unter anderem an Theorie und Praxis, Curricula und Materialien der Ethnomathematik bzw. der Interkulturellen Bildung an. Indien ist ein mehrsprachiges Land, es  gibt über 80 amtlich anerkannte Sprachen und ein Dutzend verschiedenartiger Schriftsysteme, sodass eine Berücksichtigung von Multiethnizität, Multikulturalität und Multilingualität auch für den Mathematikunterricht wichtig ist. In dem Gastaufenthalt durfte ich meine Erfahrungen, Arbeiten und Forschungen zur ethnomathematischen Didaktik in Lateinamerika (→ Perú) und zur (→) Interkulturellen Didaktik in Deutschland vorstellen. 

Auch für Indien liegen viele Studien vor, in denen „Folksmathematics“, wie sie dort genannt werden, für unterschiedliche ethnische und soziale Gruppen in ganz verschiedenen Regionen des Landes rekonstruiert werden. So gibt es Studien zum Rechnen bei Fischern in Südindien, bei Straßenkindern in Delhi oder bei Weberinnen in Rajasthan, in denen die alltäglich vollzogenen Rechenstrategien rekonstruiert und im Sinne einer „Every-day-based mathematics“ zum Ausgangspunkt des Mathematikunterrichts in der  Schule genommen werden. Diese Ansätze sind, ähnlich wie die in anderen Regionen der Welt, curricular und didaktisch geleitet von dem Gedanken, dass es wichtig ist, vom Vorwissen, den vorhandenen Kompetenzen und den subjektiven Algorithmen der Kinder und Jugendlichen in der Unterrichtsgestaltung auszugehen. 

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