Malawi

Malawi (2005-2008 und 2011)

Ein „Schulgebäude“ in Zentralmalawi. Eine hohe Halle aus einfachen Baumstämmen und mit einem strohgedeckten hohen Dach. Etwa dreißig Kinder sitzen auf dem Lehmboden vor einer einfachen Tafel. Im Hintergrund stehen einige grüne Bäume.

Gutachter und Kurzzeitexperte im Auftrag von InWent im Projekt „Malawi Programme for Teacher Trainers“.

Das Programm begleitete die Fortbildung von Dozentinnen und Dozenten der fünf Teacher Training Colleges (TTC), in denen die künftigen Primar- und Sekundarschullehrkräfte ausgebildet werden. Ich hatte das Fach Mathematik übernommen. Zum Programm gehörten  zwei Kurse pro Jahr in Malawi, ein dreiwöchiger Aufenthalt der rund 40 Lehrenden in Frankfurt/Main sowie drei Follow ups an den einzelnen TTC.  

 Malawi ist ein kleines Land im südöstlichen Afrika, multireligiös, mehrsprachig, anglophon und bitterarm. Die Fortbildung versuchte diese Ausgangslage in den thematischen Bausteinen zu berücksichtigen. Dem gesamten Projekt lag ein „Learner-centred approach“ zugrunde. In den Kursen haben wir das eigene Verständnis und die bislang gemachten Erfahrungen der Dozierenden für Mathematik und Schwierigkeiten mit der Umsetzung des Ansatzes  diskutiert. Insbesondere wurden curriculare, didaktische, methodische und organisatorische Fragen des Ansatzes thematisiert. So haben wir Beobachtungen durchgeführt, die es ermöglichten, sich an die Entwicklung des mathematischen Denkens von Kindern anzunähern.  

 In den Workshops wurden überdies Probleme der Zusammenarbeit im Kollegium der TTCs aber auch zwischen TTCs und Demonstration schools benannt, Probleme, die u.a. auf verfestigten Rollendefinitionen beruhen. Es gab auch eine gewisse Ängstlichkeit vor dem Learner-centred-approach, weil er von den Dozierenden viel Eigeninitiative in der Gestaltung von Lernarrangements verlangt. Intensiv haben wir auch zur Vorbereitung, Begleitung und Rückmeldung der Studierenden in den schulpraktischen Phasen gearbeitet.  

 Die Teilnehmenden hatten den Wunsch geäußert, Unterrichtsmaterialien kennen zu lernen, die ein differenzierendes Arbeiten an den TTC und den Schulen ermöglichen. Überdies wurden Anregungen zur Produktion von Unterrichtsmaterialien mit einfachen Mitteln gegeben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt war die Erarbeitung von Tages- und Wochenplänen zur Strukturierung des Unterrichts sowie Lernbegleitung und Feed back-Methoden.            

 Wir haben Transkripte zum Mathematikunterricht erstellt, der in Englisch bzw. Chichewa gehalten wurde, und unter der Fragestellung analysiert, welche sprachlichen Probleme sich daran identifizieren lassen. Es sind zahlreiche Schwierigkeiten der Vermittlung mathematischer Inhalte in Chichewa bzw. Englisch sichtbar geworden. Auch die schriftliche Kommunikation (Tafelanschriebe, Arbeitsmaterialien, Aufgabenformulierungen usw.) war nicht immer korrekt und für die Schüler verständlich. Entsprechend haben wir verschiedene Übungen zur Reflexion und Erweiterung der sprachlichen Kompetenzen angeboten.   

In dem Aufenthalt in Deutschland wurden diese Themen fortgesetzt. Die Gruppe war beispielsweise überrascht, dass Lehrkräfte in Deutschland ebenfalls Unterrichtsmaterial selbst herstellen und Probleme mit der Differenzierung, der Arbeit mit „großen Klassen“ und mit Kooperation äußerten. Die Möglichkeit, nach Frankfurt/Main zu reisen, ist für mich aber auch ein Beitrag zur transnationalen Gerechtigkeit, denn für etliche Teilnehmenden war dies vermutlich, aus finanziellen Gründen, der einzige Auslandsaufenthalt ihres Lebens. 

In 2011 wurde ich von InWent noch einmal gebucht, um mit Virginia Chavula zusammen eine „Baseline Study on the Initiation of a Capacity Building Programme for Teacher Trainers  at Domasi College of Education in Malawi“ zu erstellen. 

Veröffentlichungen zu Malawi
  • Doing mathematics! A handbook for learner-centred Mathematics lessons in primary education and teacher training in Malawi. Bonn/Lilongwe: InWent 2008. 
  • „Bildung für alle“ in „abhängigen“ Gesellschaften? Exklusionsrisiken und Inklusionsbemühungen in Malawi. In: Zeitschrift für Inklusion 2010, Ausgabe 3. www.inklusion-online.net 
  • Eine Frage der Gerechtigkeit: Inklusive Bildung in der Entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. In: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik 39 (2016) 3, S. 34-35. 
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